« 16. Dezember »

Sibirien

Das Licht des Sterns wird wieder schwächer. „Ich weiß es nicht“, meint er. „Bisher hat noch kein Kind wirklich etwas vom Weihnachtswunder gespürt. Keiner findet es wichtig, dass Jesus ein richtiger Mensch war und immer noch für jeden von uns da sein will wie ein bester Freund.“

Der Vogel streicht gedankenverloren über seinen schiefen linken Flügel. „Doch, genau das haben sie alle gespürt. Das ist bloß nicht so leicht zu erkennen.“, sagt er. „Komm, wir fliegen weiter. Vielleicht kannst du es dann besser verstehen.“

Vogel und Stern fliegen nach Westen, immer weiter, über Berge und Meere und Inseln. Irgendwann erreichen sie ein riesiges und sehr kaltes Land.

Der Vogel, der schon Sachen gesehen hat, die glaubt ihr gar nicht, erklärt dem Stern, während er sich in einen rasenden Sturzflug kippen lässt: „Krah, das ist Sibirien?, ein Teil von Russland, dem größten Land der Erdeeeee…“

Der Stern seufzt. Dieser Vogel mit seinem schiefen Flügel und seinem geheimnisvollen Getue ist schon ein echt komischer Vogel! Schnell schwebt er hinterher.

In einer großen Stadt, in einem alten Gebäude, in einem Schlafsaal mit fünf anderen Jungen liegt Vadim. Er kann nicht einschlafen.

Dies ist nicht sein Zuhause, sondern seine Schule, in der er auch wohnt?. Vadims Familie lebt in einem kleinen Dorf aus Holzhütten an einem See. Mit dem Auto sind es fünf Stunden vom Dorf zur Schule. In dem Dorf gibt es keine Schule, keine Geschäfte, nur den See und die endlosen Wälder.

Trotzdem vermisst Vadim sein Zuhause. Er vermisst seine Eltern und die Großeltern und Geschwister. Und vor allem vermisst er seine Hündin Muschka. Hoffentlich erkennt sie ihn noch, wenn er an Weihnachten endlich nach Hause fährt!

Sibirien

Der lange Flug hat Stern und Vogel in einen Teil der Erde gebracht, der zwischen Russland und China liegt. Dort ist es meistens flach und von einer Stadt zur nächsten gibt es lange, lange Wege. Der Winter dauert viele Monate, dann gibt es Unmengen von Schnee und eiskalte Tage und Nächte. Dafür ist der Sommer nur kurz, drei Monate lang wird es warm, dann blühen die Bäume und großen Steppen.

Schule, in der er auch wohnt

Vadim wohnt mit seiner Familie in einem kleinen Dorf, in dem es keine Schule gibt. Denn in Sibirien wohnen wenig Menschen, deshalb gibt es nicht in jedem Dorf genug Kinder, um sie in einer Schule zu unterrichten. Bis zur nächsten Stadt mit Schulen müssen die Leute oft stundenlang mit dem Bus oder dem Auto fahren.

Deshalb wohnt Vadim mit vielen anderen Kindern in seiner Schule. Diese Schulen heißen Internat, dort gibt es Schlafzimmer für mehrere Kinder und gegessen wird in großen Essräumen, ganz anders als zu Hause. Weil der Weg zur eigenen Familie so weit ist, kann Vadim nur selten nach Hause fahren. Aber zu Weihnachten klappt es ganz bestimmt!