« 7. Dezember »

Zentralafrika

Vogel und Stern ziehen weiter. Als es Nacht wird, schaltet der Stern sein schönstes Strahlen an.

„Wo sind wir jetzt?“, fragt er.

Der Vogel, der wirklich schon eine Menge gesehen hat, das glaubt ihr gar nicht, der weiß auch das. „Immer noch in Afrika, aber jetzt in einem anderen Land, in der Zentralafrikanischen Republik?“, krächzt er. Er landet auf einer Stromleitung, die von Haus zu Haus gespannt ist. Während er seinen linken Flügel glatt streicht, blinkt der Stern neugierig durch ein Fenster.

Grace liegt im Bett und denkt an Weihnachten. Allein das Wort klingt himmlisch! Grace freut sich auf das Krippenspiel und auf die Weihnachtslieder. In der Kirche erzählen sie viel von Jesus: Er hat Menschen geholfen, wenn sie traurig waren oder krank oder einfach nur allein. Wäre es nicht schön, so einen Freund zu haben?

Letztes Jahr an Weihnachten hätte Grace so einen Freund besonders gebraucht. Dauernd hörte man Schüsse, denn es war Krieg ?. Grace hatte Angst und es gab keine Geschenke! Dieses Weihnachten muss unbedingt anders werden.

Weil ihre Eltern denken, dass Grace schon schläft, sprechen sie nicht besonders leise.

„Grace soll eine Puppe bekommen“, sagt Mutter. „Sie wünscht es sich so sehr!“

„Ich war in allen Geschäften“, antwortet Vater. „Es gibt kaum Spielzeug. Und was es gibt, ist unbezahlbar. Denn auch die Lieferwagen werden beschossen, die Waren in die Stadt bringen wollen.“

Keine Puppe? Grace schluckt.

Republik

Hast Du Deinen Atlas? Die Karte von Afrika hast du ja schon vor zwei Tagen gefunden, als wir Äthiopien gesucht haben. Wenn Du von Äthiopien mit dem Finger ein bisschen nach links fährst, dann kommst du direkt in die Zentralafrikanische Republik.
Ein heißes Land! Denn es liegt direkt am Äquator und besteht zum größten Teil aus feucht-heißem Urwald. Die Sonne scheint hier das ganze Jahr fast senkrecht vom Himmel. Zwölf Monate Sommer im Jahr! Kannst du dir das vorstellen?

Du denkst: Das ganze Jahr Sommer ist schön? Vielleicht. Aber ich glaube, in der Zentralafrikanischen Republik möchtest du trotzdem nicht wohnen. Denn in diesem Land gibt es schon seit vielen Jahren Krieg. Da war schon Krieg, lange bevor du geboren wurdest. Und in dem Land gibt es auch nur wenige Straßen, wenige Bauern, die Felder bewirtschaften können, kaum Fabriken und Büros, wo die Eltern arbeiten können. Darum sind die meisten Menschen dort auch arm. Nein, es ist nicht einfach unter der heißen Sonne Zentralafrikas zu leben.

Krieg

Das Leben in der Zentralafrikanischen Republik ist gefährlich. Dort herrscht Krieg, weil Rebellen gegen die Armee der Regierung kämpfen. Die Rebellen sind nicht damit einverstanden, wie der Präsident mit seinem Volk umgeht. Beide Gruppen haben Waffen. Die Rebellen und das Militär der Regierung kämpfen gegeneinander. Beide Seiten wollen gewinnen. Dabei verjagen sie oft die Familien aus ihren Dörfern. Die Männer, Frauen und Kinder müssen dann ganz schnell in den nächsten Wald flüchten und sich verstecken, damit sie nicht erschossen werden. Dieses Leben macht den Menschen fürchterliche Angst. Und weil sie oft nicht in ihren Häusern leben können, haben sie keinen Kühlschrank mit Essen, kein Dach, das den Regen abhält, kein Bett, in dem sie ruhig schlafen können. Dann sind Geschenke wie Puppen nicht wichtig, weil die Menschen sich ständig Sorgen machen müssen: Wo können wir sicher schlafen? Wo bekommen wir etwas zum essen her?

Wer in einer Gegend leben muss, wo Krieg ist, hat fast ständig Angst und muss sich Sorgen machen. Darum fliehen manche Menschen vor dem Krieg in Länder, in denen es keinen Krieg gibt. Damit sie wieder in Frieden leben können und keine Angst mehr haben müssen, erschossen zu werden.

In Deutschland war seit über 70 Jahren kein Krieg. Darum wissen du und ich gar nicht, wie schrecklich es im Krieg ist. Dass es hier bei uns schon so lange Frieden gibt, ist ein sehr großes Glück für uns. Und darum ist es auch gut, dass wir hier die Menschen wohnen lassen, die Zuhause wegen Krieg und Gewalt nicht mehr leben können.